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Patientensicherheit & Hygiene

Warum ist das Thema wichtig?

Umfragen zeigen: Die Sicherheits- und die Hygienemaßnahmen eines Krankenhauses sind den Patientinnen und Patienten besonders wichtig. Zu Recht. In Deutschland kommen immer noch zu viele Menschen in Krankenhäusern wegen vermeidbarer, im Krankenhaus erworbenen Infektionen zu Schaden oder sind von vermeidbaren Fehlern wie Verwechslungen oder falscher Medikamentengabe betroffen.

Viele Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachkräfte und Therapeutinnen und Therapeuten, aber auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen das ändern. Dafür wurden vielfältige Maßnahmen und Projekte entwickelt, die alle Krankenhäuser standardmäßig anwenden und umsetzen können.

Worauf sollte ich bei der Krankenhauswahl achten?

  • In der Krankenhaussuche der Weissen Liste werden die Kriterien und Maßnahmen, die ein Krankenhaus im Sinne der Patientensicherheit und Hygiene ergreift, zusammengefasst und dargestellt. Hier gilt zunächst einmal: Je mehr Kriterien zur Patientensicherheit und Hygiene ein Krankenhaus erfüllt, desto besser.
  • Ist bei Ihnen eine Operation erforderlich, sollten Sie besonders auf die Liste der sechs „Maßnahmen beim Operieren“ achten.
  • Fragen Sie auch Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren Arzt danach, was sie für die Sicherheit der Patienten, insbesondere bei anstehenden Operationen unternehmen. Eine gute Ärztin oder ein guter Arzt wird Verständnis für Ihre Frage haben und eine verständliche Antwort geben.
  • Die wichtigste Hygienemaßnahme können Sie als Patientin oder Patient selbst erkennen und mitbestimmen: Bitten Sie ausnahmslos alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit Ihnen in Berührung kommen, sich zuvor die Hände zu desinfizieren, wenn Sie es nicht selbst gesehen haben, und Handschuhe zu tragen. Selbst gewissenhaften Pflegekräften oder Ärztinnen und Ärzten kann einmal ein Fehler unterlaufen. Gute Pflegekräfte und Ärztinnen und Ärzte werden in jedem Fall Ihre Bitte verstehen und die Desinfektion nachholen.
  • Es ist ein gutes Zeichen, wenn Sie oft und von verschiedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Behandlungen und Operationen nach Ihrem Namen gefragt werden und danach, was bei Ihnen getan werden soll. Die Nachfragen sind eine Sicherheitsmaßnahme. Sie bedeuten nicht, dass die behandelnde Ärztin oder der Arzt oder die Pflegefachkraft nicht weiß, was zu tun ist oder es nicht aufgeschrieben wurde. Sie sollen sicherstellen, dass keine Verwechslungen auftreten. Werden Sie nicht gefragt, nennen Sie vor Behandlungen und direkt vor Operationen lieber einmal selbst zur Sicherheit Ihren Namen und weshalb Sie da sind.
  • Bereiten Sie sich gut auf Ihren Krankenhausaufenthalt vor. Auf der Weissen Liste finden Sie hierzu auch unsere Checkliste zur Vorbereitung des Krankenhausaufenthaltes.

Welche Kriterien und Maßnahmen zu Patientensicherheit und Hygiene gibt es genau?

Krankenhäuser sind gesetzlich verpflichtet, einmal jährlich zu melden, welche Maßnahmen zur Patientensicherheit und Hygiene sie anwenden.

Die unten aufgelisteten Aspekte sind für unterschiedliche Patienten unterschiedlich wichtig. Sie haben auch jeweils eine unterschiedliche Wirkung.

  • Manche dienen dazu, dass Behandlungsabläufe geregelt und dadurch sicherer werden. Hierzu zählt etwa eine OP-Checkliste mit der vermieden wird, dass falsche Gliedmaßen oder gar eine falsche Patientin oder ein falscher Patient operiert werden.
  • Andere sind praktischer Art, etwa Maßnahmen, die sicherstellen sollen, dass sich das Krankenhauspersonal vor jedem Patientenkontakt die Hände desinfiziert.
  • Wiederum andere Maßnahmen betreffen die Fortbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder welche digitalen Systeme sie verwenden können, die beispielsweise Fehler bei der Medikamentengabe verhindern können.

Obwohl die Maßnahmen sehr vielfältig sind, gilt: Je mehr Kriterien ein Krankenhaus erfüllt, desto besser ist es für die Patientinnen und Patienten. Weil die Bedeutung und Wirkung der einzelnen Maßnahmen für Patientinnen und Patienten, die gerade nach einem Krankenhaus suchen, nicht eindeutig bestimmbar sind, bewertet die Weisse Liste die Kriterien nicht unterschiedlich, sondern zählt sie gleichgewichtet zusammen.

Die Kriterien im Einzelnen:

Maßnahmen beim Operieren: 6 Kriterien

  • Anwendung von standardisierten OP-Checklisten
  • Vollständige Präsentation notwendiger Befunde vor der Operation
  • Zusammenfassung vorhersehbarer kritischer OP-Schritte, -Zeit und erwartetem Blutverlust vor der Operation
  • Vorgehensweise zur Vermeidung von Eingriffs- und Patientenverwechselungen
  • Standards für Aufwachphase und Versorgung nach der Operation
  • Durchführung einer Antibiotikaprophylaxe vor der Operation

Hygiene & Infektionsschutz: 12 Kriterien

  • Öffentlich zugängliche Berichterstattung zu Infektionsraten
  • System zur Überwachung von im Krankenhaus erworbenen Infektionen (Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System - KISS)
  • Teilnahme an anderen Netzwerken zur Prävention von im Krankenhaus erworbenen Infektionen
  • Teilnahme an der (freiwilligen) „Aktion Saubere Hände“ (ASH)
  • Erhebung des Händedesinfektionsmittelverbrauchs
  • Jährliche Überprüfung der Aufbereitung und Sterilisation von Medizinprodukten
  • Mitarbeiterschulungen zu hygienebezogenen Themen
  • Regelmäßig tagende Hygienekommission
  • Information/Aufklärung der Patienten mit multiresistenten Keimen (MRSA) z.B. durch Flyer
  • Information der Mitarbeiter bei Auftreten von MRSA zur Vermeidung der Erregerverbreitung
  • Untersuchung von Risikopatienten auf MRSA bei Aufnahme auf Grundlage der aktuellen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts
  • Regelmäßige Mitarbeiterschulungen zum Umgang mit Patienten mit MRSA/ MRE/ Noro-Viren

Spezifische Maßnahmen: 8 Kriterien

  • Klinisches Notfallmanagement
  • Schmerzmanagement
  • Sturzprophylaxe
  • Standardisiertes Konzept zur Vorbeugung von Wundliegegeschwüren
  • Hygienemaßnahmen bei der Wundversorgung
  • Leitlinie zur Antibiotikatherapie
  • Geregelter Umgang mit freiheitsentziehenden Maßnahmen
  • Durchführung interdisziplinärer Fallbesprechungen/-konferenzen

Arzneimitteltherapiesicherheit: 13 Kriterien

  • Schulungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu AMTS bezogenen Themen
  • Spezifisches Infomaterial zur AMTS verfügbar z. B. für Chroniker, Hochrisikoarzneimittel, Kinder
  • Verwendung standardisierter Bögen für die Arzneimittel-Anamnese
  • Elektronische Hilfe bei Aufnahme- und Anamnese-Prozessen (z. B. Einlesen von Patientendaten)
  • Beschreibung für einen optimalen Medikationsprozess (Anamnese – Verordnung – Anwendung usw.)
  • Standardisiertes Vorgehen zur guten Verordnungspraxis
  • Nutzung einer Verordnungssoftware (d. h. strukturierte Eingabe von Wirkstoff, Form, Dosis usw.)
  • Bereitstellung eines oder mehrerer elektronischer Arzneimittelinformationssysteme
  • Konzepte zur Sicherstellung einer fehlerfreien Zubereitung von Arzneimitteln
  • Elektronische Unterstützung der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Arzneimitteln
  • Elektronische Dokumentation der Verabreichung von Arzneimitteln
  • Maßnahmen zur Minimierung von Medikationsfehlern
  • Maßnahmen zur Sicherstellung einer lückenlosen Arzneimitteltherapie nach Entlassung

Allgemeine Maßnahmen: 14 Kriterien

  • Verantwortliche Person für das Risikomanagement
  • Zentrale Arbeitsgruppe, die sich zum Risikomanagement austauscht
  • Übergreifende Qualitäts- und/oder Risikomanagement-Dokumentation
  • Regelmäßige Fortbildungs- und Schulungsmaßnahmen
  • Mitarbeiterbefragungen
  • Geregelter Umgang mit auftretenden Fehlfunktionen von Geräten
  • Verwendung standardisierter Aufklärungsbögen
  • Entlassungsmanagement
  • Tagungsgremium, das die Ereignisse des einrichtungsinternen Fehlermeldesystems bewertet
  • Dokumentation und Verfahrensanweisungen zum internen Fehlermeldesystem
  • Interne Auswertungen der eingegangenen Meldungen
  • Mitarbeiterschulungen zum internen Fehlermeldesystem und zur Umsetzung der Erkenntnisse
  • Nutzung eines einrichtungsübergreifenden Fehlermeldesystems
  • Tagungsgremium, das die Ereignisse des einrichtungsübergreifenden Fehlermeldesystems bewertet

Wo kann ich mich noch zum Thema Patientensicherheit informieren?

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) stellt Patientinnen und Patienten vielfältige nützliche Informationen zur Verfügung. Darunter wichtige Broschüren:

  • zum sicheren Krankenhausaufenthalt,
  • zur Vermeidung von Stürzen und Infektionen und
  • was zu tun ist, wenn ein Zwischenfall oder Behandlungsfehler aufgetreten ist.

Mehr Informationen finden Sie auf den Seiten für Patientinnen und Patienten des APS unter https://www.aps-ev.de/patienten/